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Amerikanischer Austauschschüler ist begeistert von Deutschland

„So viel Schnee! Das habe ich noch nie gesehen!“, staunte der amerikanische Austauschschüler Bradley Moore (17) nicht schlecht. Seit sechs Monaten ist der aus St. Louis stammende Amerikaner schon in Deutschland. Er lebt in Ginsheim-Gustavsburg bei Familie Maier, die er über deren Musikschule kennen gelernt hat.

 

 

„Ich bin fasziniert von Deutschland“, bekennt sich 17-Jährige. „Die Leute hier sind sehr freundlich und in der Schule habe ich schnell Freunde gefunden.“ Auch das verhältnismäßig kleine Deutschland ist für den Schüler ungewohnt. In wenigen Autominuten ist man in der nächsten Großstadt, das ist in Amerika anders.


Im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) ist „Brad“ für ein Jahr nach Deutschland eingeladen worden. Sein Pate ist der SPD-Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach. Das Programm existiert schon seit 1983. Damals beschloss der Deutsche Bundestag anlässlich des 300. Jahrestages der ersten deutschen Einwanderung gemeinsam mit dem Kongress der Vereinigten Staaten das Patenschafts-Programm.


In der Musikschule der Maiers spielt Brad Posaune im Instrumental-Ensemble. Zur Zeit lernt er zusätzlich Tenorsaxofon zu spielen. In den USA besuchte Brad die zwölfte Klasse der Highschool – in Deutschland geht er auf Grund seiner noch nicht ganz perfekten Sprachkenntnisse in die elfte Klasse der Immanuel-Kant-Schule in Rüsselsheim. „Wenn die zwölf Monate rum sind, werde ich versuchen, einen Schulabschluss und eine Lehre in Deutschland zu bekommen“, sagt Brad. Er könne sich vorstellen als Konditor zu arbeiten. „Der Beruf ist sehr interessant, im Moment mache ich ein Praktikum bei einer Bäckerei in Ginsheim.“

 

Seine Pläne sind allerdings nicht ganz so einfach umzusetzen. Seine Gastmutter Christiane Maier berichtet über einige bürokratische Hürden: „Zunächst muss er hier einen Schulabschluss machen. Dieser wird dann in die USA geschickt, wo er anerkannt werden muss. Anschließend muss diese Anerkennung wieder in Deutschland anerkannt werden.“ Seine Gastmutter unterstützt ihn aber mit ganzer Kraft, damit er seine Träume auch realisieren kann.


Vom deutschen Schulsystem zeigt sich Brad begeistert. „In den Vereinigten Staaten wird zu oft nur auf standardisierte Tests hin gelernt. In Deutschland wird viel besser auf individuelle und kreative Aspekte eingegangen." Einzig die Entscheidung, ob ein Kind auf die Haupt-, Realschule oder das Gymnasium geht, findet Brad nach der vierten Klasse zu früh. „Man kann in einem so jungen Alter doch noch gar nicht sagen, wie sich ein Kind entwickelt.“


Auch das politische Geschehen interessiert den Amerikaner sehr. „Haben die Veröffentlichungen von Wikileaks dem deutsch-amerikanischen Verhältnis eigentlich sehr geschadet?“, will er von seinem Paten Gerold Reichenbach wissen. Dieser antwortet schmunzelnd: „Nein, das denke ich nicht. In den Depeschen stand ja nichts, was wir nicht ohnehin schon alle wissen.“