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Der Selbstbetrug der Mittelschicht

"Die deutsche Mittelschicht stellt die meisten Wähler, verliert aber immer mehr politischen Einfluss. Sie grenzt sich von den Armen ab und stärkt genau jene, die sich auf ihre Kosten bereichern."

Diese These, die die taz-Autorin Ulrike Herrmann in ihrem Buch "Hurra, wir
dürfen zahlen - Der Selbstbetrug der Mittelschicht" vertritt, wurde am
vergangenen Dienstag bei einer Veranstaltung des SPD-Ortsvereins
Rüsselsheim und des SPD-Unterbezirks Groß-Gerau im Rüsselsheimer
Bücherhaus Jansen breit diskutiert. Die Rüsselsheimer
SPD-Spitzenkandidatin im Kommunalwahlkampf Renate Meixner-Römer
moderierte die Diskussion, an der unter anderem auch der
SPD-Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach sowie Landrat Thomas Will
teilnahmen. Unter den knapp 50 Gästen waren neben Kandidaten
der Sozialdemokraten aus Rüsselsheim, wie etwa der
Vize-Parteivorsitzende Helmut Jacobi und Fraktionschef Jens Grode, auch zahlreiche interessierte Bürger.

Gemeinsam mit der Autorin Ulrike Herrmann blickten die Diskutanten über
den kommunalpolitischen Tellerrand hinaus. Breiten Anklang im Vortrag
von Herrmann fand die Feststellung, dass Statistiken bestätigten, in
Deutschland würden mit rasantem Tempo die Reichen immer reicher, während
die Zahl der Armen steige - und die Mittelschicht nicht nur in der
Krise, sondern selbst im Boom an Einkommen verliere. Steuersenkungen
würden von der Mittelschicht mitgetragen, diese jedoch nützten
ausschließlich den wenigen der reichen Oberschicht, die über 60% des
Gesamtvermögens verfügen. Der Staat werde finanziell ausgedünnt und
dieses schade in erster Linie der Mittelschicht, die zum großen Teil von
Leistungen des Staates profitiere, so Herrmann.