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Reichenbach: „Kind sein“ ist das größte Risiko

Im jüngsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung kann man es schwarz auf weiß nachlesen: Zwölf Prozent aller in Deutschland lebenden Kinder leben unter der Armutsgrenze. Das sind 1,9 Millionen Kinder unter 15 Jahren.

 

„Kind zu sein stellt in Deutschland derzeit das höchste Armutsrisiko dar“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach einleitend zur Veranstaltung „Kinderarmut – der stille Skandal“ im evangelischen Gemeindehaus Groß-Gerau.

 

Mehr als 30 Interessierte waren der Einladung der sozialdemokratischen Bundestagsabgeordneten Gerold Reichenbach und Hilde Mattheis gefolgt, die gemeinsam mit Ingrid Reidt von der katholischen Betriebsseelsorge und Wolfgang Prawitz, Pfarrer für Ökumene und Bildung im Evangelischen Dekanat Groß-Gerau, auch zwei kirchliche Vertreter ins Podium gebeten hatten. Einen Eindruck von Kindern, die aufgrund finanzieller Probleme ihrer Eltern von vielen Aktivitäten ihrer Mitschüler ausgeschlossen sind, vermittelte eine Wandzeitung, die Schüler der Klasse 7b der Luise-Büchner-Schule angefertigt hatten, um an einem bundesweiten Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung teilzunehmen.

 

„Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Während sich das Armutsrisiko in der unteren Gesellschaftsschicht in den vergangenen Jahren immer weiter manifestiert, ist auch beim Reichtum ein Zuwachs um 16,6 Prozent zu verzeichnen“, sagte Hilde Mattheis. »Vier Billionen Euro privates Vermögen befinden sich in relativ wenigen Händen. Und zugleich gibt es eine immer größere Armut, betonte sie weiter. „Kinder brauchen keine Mildtätigkeit, sondern haben Anspruch auf Verteilungsgerechtigkeit“, so die SPD-Politikerin. Um der Armut gezielt entgegenzuwirken, gelte es fair bezahlte und sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu schaffen, für Mindestlöhne zu kämpfen, ein flächendeckendes Betreuungsangebot für Kinder zu organisieren und auch die Frauenerwerbsquote zu steigern. Auch die Förderung der Schulsozialarbeit und eine gebührenfreie Bildung, vom Kindergarten bis zum Studium, seien zentrale Forderungen der Sozialdemokraten.

 

„Dieses Land ist so irre reich und trotzdem ist die Situation für den zunehmend größeren armen Teil der Bevölkerung katastrophal“, stellte Wolfgang Prawitz fest. „Kinderarmut ist da, es sei nur die Frage, ob man sie sehen will oder nicht“, betonte Ingrid Reidt, die auch regionale Zahlen zum Thema dabei hatte. So beziehen in Rüsselsheim 22 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren Sozialhilfe.