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History Tour beschäftigt sich mit Römischem Hafen bei Astheim

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach lädt zum zweiten Termin seiner diesjährigen History-Tour ein. Dieser wird sich mit dem spätrömischen Hafen bei Trebur-Astheim beschäftigen. Als Referent wird Dr. Thomas Maurer (M.A.) vom Institut für Archäologische Wissenschaften, Abt. II: Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen sowie Archäologie von Münze, Geld und von Wirtschaft in der Antike der Goethe-Universität Frankfurt am Main zur Verfügung stehen.

Rekonstruktionsskizze des Schiffsanleger Burgus Ladenburg von Velius (Quelle: Wikipedia). So ähnlich könnte auch der spätrömische Hafen bei Astheim ausgesehen haben

In den 1970er und 80er Jahren sammelte der Astheimer Heimatforscher und Hobbyarchäologe Eugen Schenkel auf einem Feld nahe dem Schwarzbach mehrere Keramikscherben aus spätrömischer Zeit, also dem 4. und 5. Jahrhundert auf. Neben den Scherben fielen ihm zahlreiche Mörtelbröckchen auf sowie eine deutliche Bodenwelle, die diesen Platz aus der sonst eintönigen Ackerflur heraushob. Schenkels Beobachtungen brachten Archäologen vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt auf die Spur dieser Stelle. Eine im Jahr 2000 erfolgte geophysikalische Prospektion erbrachte gleich einen Volltreffer: Im Messbild zeichneten sich deutlich die Grundrisse einer spätrömischen Kleinfestung vom Typ „Burgus mit Schiffslände“ ab. Dabei handelt es sich um turmartige Gebäude, die von einer zur Flussseite hin offenen Mauer umgeben sind, also einen kleinen Hafen (Schiffslände) bilden. Bauwerke dieses Typs kennen wir v.a. aus dem Rheingebiet und von der Donau im heutigen Ungarn. Für gewöhnlich werden Sie in die Regierungszeit des Kaisers Valentinian I. (364-375) datiert, der als letzter römischer Kaiser systematisch die Grenzverteidigung an Rhein und Donau ausbaute. Sie dienten Militärkontingenten zur Aufrechterhaltung der (Fluss-)Grenzkontrolle und waren untereinander über den Rhein verbunden. Meist lagen sie an Altarmen des Rheins oder nahe der Mündung bzw. am Unterlauf kleinerer rechtsrheinischer Zuflüsse. Inwieweit sie auch eine offensive Funktion gegen das ehemalige rechtsrheinische Provinzgebiet einnahmen, ist umstritten. Das hessische Ried war zumindest periodisch auch im 4. Jahrhundert noch unter römischer Kontrolle (man denke etwa an die römische Steinbruchtätigkeit im Felsenmeer/Odenwald).

Die Ergebnisse der Prospektion erlaubten eine „chirurgische“ archäologische Ausgrabung im Sommer 2003, bei der das Bauwerk in kleinen Grabungsschnitten untersucht wurde. Es zeigte sich dabei, dass das ehemals mächtige Mauerwerk bis auf die Fundamente ausgebrochen war. Nur noch kleine Steinchen und Mörtelbrösel blieben übrig. Unter den spätrömischen Anlagen fanden sich Überreste eines Spitzgrabens, der zu einem römischen Übungs- oder Marschlager des 1. Jahrhundert gehören dürfte (in der näheren Umgebung kennen wir weitere solcher temporärer Lager aus Luftbildern).

Überraschend war die Entdeckung eines kleinen frühmittelalterlichen Friedhofs, der sich um den spätrömischen „Turm“ herum erstreckt. Einige der während der Grabung aufgedeckten Körpergräber führten Keramikgefäße und Werkzeuge/Geräte als Beigaben; andere waren beigabenlos. Herausragend ist die überhügelte Bestattung eines Kriegers in einer Holzkammer. Bei dem wohlerhaltenen Skelett lagen eine prachtvolle Spatha mit silbertauschierten Scheidenbeschlägen, eine Lanze mit Widerhaken, ein Schild und ein metallbeschlagener beinerner Kamm. Den Beigaben nach zu urteilen, wurde diese Person wohl im 7. oder 8. Jahrhundert bestattet.

Offenbar diente die spätrömische Befestigung noch lange nach ihrer Aufgabe als Anziehungspunkt für eine „einheimische“ Bevölkerung im frühen Mittelalter. Sicher nach dem 8. Jahrhundert sind keine Bestattungen mehr zu datieren. Zu dieser Zeit sind wohl auch die letzten Reste der römischen Ruine abgetragen worden. Ein Zusammenhang mit dem Bau der Treburer Königspfalz erscheint dabei möglich.

Treffpunkt am Samstag, den 30. Juli 2016 ist um 11.00 Uhr am Schützenhaus, Außerhalb 144, 65468 Trebur-Astheim. Von dort aus findet ein gemeinsamer Fußmarsch zum Ausgrabungsgelände statt.

Bei Rückfragen können Sie uns unter 06152-54062 erreichen.