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„Praxistag“: Reichenbach berichtet über Gesundheit und Pflege

Zum „Praxistag“ hat Gerold Reichenbach im Kreis Groß-Gerau verschiedene Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen besucht. Nach dem Besuch der Praxis von Dr. Hans-Josef Lang in Leeheim und der Einrichtung „Leuchtturm“ von Dr. Harald Braun in Groß-Gerau, besichtigte der SPD-Bundestagsabgeordnete abschließend den Seniorenpark in Bischofsheim, die nur eine von drei Senioreneinrichtungen von Michael Adrian im Kreis ist.

„Aufgrund der demographischen Veränderung in Deutschland wird die Gesellschaft immer älter“, stellte Reichenbach einleitend fest. Es gehe darum, dafür zu sorgen, mehr junge Menschen für den Pflegeberuf begeistern zu können. „In der Rhein-Main-Region ist die Lage zwar nicht so dramatisch wie in anderen Regionen Deutschlands, dennoch darf das Problem des Mangels an Fachkräften nicht ignoriert werden.“, so Reichenbach weiter. Heiko Böttcher, Heimleiter des Seniorenparks in Bischofsheim, berichtete über die Arbeit der Pflegekräfte vor Ort. So gibt es in Bischofsheim 138 Bewohner, die größtenteils aus dem Umland kommen. „Dazu kommen 28 Menschen, die im Programm ‚Betreutes Wohnen‘ aufgenommen sind.“, sagte Böttcher.

 

Michael Adrian betonte, dass die Heimträger selbst kreativ werden müssten. „Es kann nicht sein, immer nur auf die Politiker zu schimpfen!“, stellte Adrian fest. Auch er habe bis vor einigen Jahren die Förderung von Nachwuchskräften zu stark vernachlässigt. „Mittlerweile gehen wir aber aktiv in Schulen, um junge Leute für den Beruf des Pflegers zu gewinnen. So haben wir jetzt mehr Bewerber als Ausbildungsplätze in unseren Heimen.“. Michael Adrian, der auch in Trebur und Nauheim weitere Seniorenanlagen betreibt, wies darauf hin, dass der Beruf des Pflegers Zukunft habe. „In diesem Bereich werden nicht durch irgendwelche Finanzkrisen Stellen gestrichen werden. Der Beruf der Pflegekraft ist sicher.“, sagte Adrian. „Außerdem wird man hier tagtäglich durch die große Anerkennung der Betroffenen immer wieder aufs Neue motiviert. Das ist in anderen Berufen nicht der Fall.“. Heiko Böttcher bestätigte diese Aussage, wenngleich es auch einige Probleme in diesem Beruf gebe: „Die Dokumentation der Vorgänge nimmt enorm viel Zeit in Anspruch“, erklärte der Heimleiter. Jede einzelne Aktion müsse akribisch protokolliert werden, so dass für das Zwischenmenschliche oft nur noch wenig Zeit bleibe.

 

Reichenbach betonte, dass die eigentliche Herausforderung erst noch auf uns zukomme: „Der Anteil der älteren Bevölkerung wird weiter wachsen. Falls sich neueste Studien bestätigen, wonach Geschmacksverstärker in Lebensmitteln Demenzkrankheiten fördern könnten, dann rollt in den nächsten Jahrzehnten eine riesige Demenzwelle auf uns zu.“. Aber auch ohne diese Welle seien die anstehenden Kosten, die im Pflegesektor noch entstehen werden, kaum zu bewältigen. „Nur durch ein grundsolidarisches Gesundheitssystem, wo jeder einzahlt, kann der Kostenaufwand getragen werden!“, sagte Reichenbach. Die gesamtgesellschaftliche Finanzierung, so wie sie die Bürgerversicherung vorsehe, sei von größter Wichtigkeit.

Dr. Harald Braun wies darauf hin, dass ein weiterer Kostenpunkt durch die Pharmaindustrie entstehe, die in Deutschland eine große Lobbyarbeit betreibe. „Die Medizin in Deutschland ist völlig überteuert. Im Gegenzug gibt es hier so gut wie keine Innovationen mehr.“, sagte Braun. Was die Pharmaindustrie betreibe, sei „Molekülkosmetik“. Die großen Hersteller von Medikamenten steckten das Geld nicht in Innovation, sondern seien nur darauf bedacht, so viele Produkte wie möglich zu verkaufen. „Darum stecken sie das Geld auch nicht in Forschung, sondern in Werbung!“, so Braun weiter.

 

Als dritten und letzten Punkt sprach Reichenbach das Ernährungsproblem in der Bevölkerung an. „Fastfood und ungesundes Essen tragen dazu bei, dass immer mehr Menschen krank werden.“. Das sei hauptsächlich durch die Hersteller zu verantworten, die ungesunde Produkte als „gesund“ bewerben. Hier sei am Verbraucherschutz nachzubessern. „Es geht hier auch um Begrifflichkeiten.“. Worte wie „gehaltvoll“ oder Redewendungen wie „aus kontrolliertem Anbau“ seien irreführend und sinnentleert. „Eine Flasche Cognac ist auch gehaltvoll. Sie enthält nämlich eine Menge Alkohol!“, machte Reichenbach deutlich.