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Multikulturell zum Führerschein

Die stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, Aydan Özoguz, nutzte ihren Besuch in Raunheim, um sich die Fahrschule von Ihsan Güler anzusehen. Gemeinsam mit dem Bundestagabgeordneten Gerold Reichenbach und dem Landtagskandidaten Jens Grode kam sie mit dem Inhaber und seinen Mitarbeitern ins Gespräch.

„Das ist eine deutsche Fahrschule, aber der Besitzer spricht eben auch türkisch“, machte Ihsan Güler zu Beginn deutlich. Er führt mittlerweile drei Fahrschulen in Frankfurt, Rüsselsheim und Raunheim, in denen er insgesamt 13 Mitarbeiter beschäftigt. „Wir haben bereits 20 Personen ausgebildet“, bilanziert er die Zeit seit der ersten Eröffnung im Jahre 1990 stolz. Auf Nachfrage von Aydan Özoguz, die auf Bundesebene für die sozialdemokratische Integrationspolitik zuständig ist, berichtet Güler über den angebotenen Theorieunterricht: „Etwa siebzig Prozent der Fahrschüler wollen ihren Unterricht auf deutsch machen, nur dreißig Prozent auf türkisch“, verzeichnet er für die letzten Jahre. Zu Beginn sei dies noch umgekehrt gewesen.

„Wie finden die Auszubildenden den Weg in die Fahrschule Güler?“, hakte der Bundestagsabgeordnete Reichenbach interessiert nach. In den Betrieben von Ihsan Güler werden neben Fahrlehrern auch Bürokaufmänner und –frauen ausgebildet. „In meinem alten Beruf habe ich wegen meines Kopftuches keine Anstellung gefunden“, beklagt die mittlerweile festangestellte Bürokauffrau Zehra Cizmeci. In der Fahrschule Güler werde sie so akzeptiert, wie sie ist. „Für mich zählt die Leistung, nicht die Religion“, bekräftigte Güler, der Deutsche und Türken beschäftigt.

Der Inhaber der Fahrschule ist auch gesellschaftlich in Vereinen organisiert und engagiert sich im deutsch-türkischen Gewerbeverein Rüsselsheim. „Wie kann man dieses Engagement bei Migranten noch weiter fördern?“, wollte der SPD-Landtagskandidat Jens Grode wissen. „Die persönlichen Kontakte und Vorbilder, wie Aydan Özoguz in der Politik, sind ganz wichtig“, summierte Güler daraufhin. Dass das aber nicht nur den Migranten so geht, ergänzte Özoguz anschließend. „Auch jeder Deutsche möchte erst wissen, mit wem er es zu tun hat, bevor er sich in einem Verein engagiert.“ Wichtig sei vor allem, dass die unterschiedlichsten, multikulturellen Gruppen eine Kommunikationskultur schaffen, „um ihre eigenen Themen zu platzieren und dann auch wählen zu gehen“, wünschte sich Özoguz für die Zukunft.