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Menschen mit Migrationshintergrund brauchen neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Bereits mehrfach hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach Probleme der Integration in seinem Wahlkreis aufgegriffen. Zuletzt in einer Veranstaltung in der DITIB-Moschee zusammen mit der stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden Aydan Özoguz. Nun hat die SPD Bundestagsfraktion die Initiative ergriffen und einen Beschluss zu einem Programm „Neue Chancen für Menschen mit Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt“ gefasst. Dazu erklärte Reichenbach:

Die Klagen von einigen Branchen, es gebe in Deutschland einen Fachkräftemangel, sind derzeit in aller Munde. Dabei wird häufig vergessen, dass sich Deutschland den ‚Luxus‘ leistet, eine große Zahl von Menschen im erwerbsfähigen Alter unzureichend am Arbeitsleben zu beteiligen: Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Migrationshintergrund. Sie sind stärker von Arbeitslosigkeit betroffen, arbeiten häufig unterhalb ihres Qualifikationsniveaus und sind nicht selten Opfer von Diskriminierung.

Auch in Hessen sind ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger überdurchschnittlich stark von Arbeitslosigkeit betroffen. 26 Prozent der Arbeitslosen in Hessen haben keinen deutschen Pass. Der Anteil der Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit beträgt in Hessen 11,3%. Das verdeutlicht, dass diese Gruppe doppelt so stark von Arbeitslosigkeit betroffen ist wie die Gesamtbevölkerung. Im Bereich des Jobcenters Rüsselsheim sind es sogar 43,1%. Damit hat in der Opelstadt fast jeder zweite Arbeitslose keinen deutschen Pass.

Insgesamt haben 24,5 % aller Hessen einen Migrationshintergrund. Nicht nur die Menschen mit Migrationshintergrund ohne deutschen Pass, auch diejenigen mit deutschem Pass sind in Hessen und in ganz Deutschland stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Menschen ohne Migrationshintergrund.

Diesen unbefriedigenden Zustand müssen wir ändern – denn jeder Mensch in unserem Land muss das Recht auf Teilhabe am Arbeitsmarkt haben. Die SPD-Fraktion hat deswegen einen Antrag in den Bundestag eingebracht, damit endlich Maßnahmen ergriffen werden, um die Fähigkeiten von Migrantinnen und Migranten in unserem Land besser zu nutzen. Dazu brauchen wir fördernde Arbeitsmarktpolitik, müssen aber auch bestehende Diskriminierung beseitigen. Wir fordern anonymisierte Bewerbungsverfahren als Standard. Heute werden viele Menschen mit ausländisch klingendem Namen von vorneherein bei Bewerbungen aussortiert. Zahlreiche Studien zeigen, dass mit anonymisierten Bewerbungen Diskriminierung wegen des Namens, aber auch wegen Alter und Geschlecht abgebaut werden kann.

Zudem wollen wir bei der Arbeitsförderung auf Menschen mit Migrationshintergrund besser eingehen. Mit einem Arbeitsmarktprogramm „Perspektive MigraPlus“ wollen wir innovative Ansätze für den Spracherwerb finden und bessere Qualifizierungs- und Fördermaßnahmen entwickeln. Die Deutschförderung wird verstärkt und Sprachkurse sollen auch berufsbegleitend angeboten werden. Integrationskurse wollen wir finanziell besser ausstatten. Auch die Chancen und Rechte von Geduldeten auf dem Arbeitsmarkt müssen deutlich verbessert werden.

In den Jobcentern und Agenturen für Arbeit wollen wir mehr Personal mit Migrationshintergrund. Beratungsfachkräfte sollen intensiv auf die Unterstützung von Menschen mit Migrationshintergrund vorbereitet werden. In Städten und Kreisen mit einem Migrantenanteil von über 20 % müssen Migrationsbeauftragte in den Agenturen für Arbeit benannt werden. Zusätzlich wollen wir die Betreuungsrelation in den Arbeitsagenturen schrittweise verbessern, sodass auf eine Beratungsfachkraft nur noch maximal 75 Arbeitsuchende mit Migrationshintergrund kommen.

Dieser Maßnahmenkatalog ist dringend notwendig, damit Menschen mit Migrationshintergrund eine faire Chance auf Teilhabe am Arbeitsmarkt haben – aber auch, damit wir den volkswirtschaftlichen Irrsinn beenden, zahlreiche Menschen in unserem Land nicht an der Wertschöpfung zu beteiligen. Die Bundesregierung muss daher endlich konkret handeln und mehr tun als nur Lippenbekenntnisse auf Integrationsgipfeln!