Skip to main content

Reichenbach und seine History Tour in Ginsheim-Gustavsburg: Straßennamen und ihre Bedeutung

Am Dienstag (27.) machte Gerold Reichenbach mit seiner 9. History Tour Halt in Gustavsburg. Mehr als 30 interessierte Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung des Bundestagsabgeordneten, und versammelten sich um 18 Uhr vor der Evangelischen Kirche in der Wilhelm-Leuschner-Straße.

Obwohl das eigentliche Motto der diesjährigen History Tour "Historische Sportstätten" lautet, entschied man sich in Gustavsburg dafür, über ein anderes historisches Thema zu referieren: Straßennamen. Grund ist das Jubiläum des ehemaligen Gustavsburger MAN Werkes, dessen Geschichte in Gustavsburg sich in einer Vielzahl von Straßennamen wiederspiegelt.

 

Zu Beginn trug Thorsten Siehr einige allgemeine Informationen zum Thema Straßennamen vor. So wurde unter anderem erwähnt, dass viele Straßen in den Ortskernen von Gemeinden nach den Bewohnern der Straßen benannt sind. Lebte in einer Straße beispielsweise ein Schuster, so wurde diese Straße "Schustergasse" genannt. In neu entstandenen Siedlungen dagegen war es oftmals üblich, die Namen nach einem bestimmten Muster zu vergeben. So sind in neueren Stadtteilen die Straßen oft nach Pflanzen (Platanenstraße) oder Flüssen (Mainstraße) benannt. Es war auch üblich, die Straßen nach ihrer Funktion zu benennen. Führte ein Weg etwa auf ein großes Feld, so wurde diese Straße "Feldweg" genannt. Daneben werden Straßen auch nach berühmten Persönlichkeiten benannt. So gibt es in jeder größeren Gemeinde eine "Goethestraße" oder eine "Mozartstraße". In Deutschland ist es allerdings nicht üblich, Straßen nach noch lebenden Personen zu benennen. "Wird einem selbst diese Ehre zuteil, so hat man in der Regel selbst nichts mehr davon", stellte Thorsten Siehr schmunzelnd fest. Die häufigsten Straßennamen sind übrigens die "Bahnhofstraße" und die "Hauptstraße".

 

Nach einer kurzen Einleitung machten sich die Besucher auf, einen kurzen Stadtspaziergang durch Gustavsburg zu unternehmen. Erster Halt war dann an der Ecke Martin-Luther-Straße/Jakob-Fischer-Straße. "Zu Martin Luther muss ich wohl nicht so viel erklären", scherzte Siehr, "aber wer von Ihnen weiß denn, wer Jakob Fischer war?". Nach einer kurzen Pause, als keiner die Antwort wusste, fuhr Siehr fort: "Na, dann lernen wir doch heute auch noch alle etwas dazu.". So erfuhren die Besucher, dass Jakob Fischer, gebürtiger Nürnberger, im ausgehenden 19. Jahrhundert so einiges für Gustavsburg geleistet hatte. Auf seine Anträge hin wurden in Gustavsburg ein Schulgebäude und die Bürgermeisterei errichtet. Auch der Bau des Postamtes geht auf sein Engagement zurück. Außerdem erreichte Fischer damals beim Kreisamt, dass in Gustavsburg ein eigenes Wahllokal und ein Standesamt eingerichtet wurden. Der weitere Spaziergang führte durch die Königswarter Straße zum Cramer-Klett-Platz.

 

Die Königswarter Straße - so erfuhren die Teilnehmer - wurde nach der im Gustavsburger Werk gefertigten höchsten Eisenbahnbrücke Bayerns benannt. Sie lässt 50 Meter über der Inn den Zugverkehr passieren und wurde im Jahr 1875 von Cramer-Klett, dem Gründer der Gustavsburger Fabrik und Namengeber des Platzes, errichtet. Auch weitere Straßen um den Cramer-Klett Platz sind nach Ingenieuren oder berühmten Brückenbauten der ehemaligen Maschinenfabrik Cramer-Klett, der späteren MAN, benannt.