Erfolgreicher Auftakt für die History Tour in Kelsterbach
Das diesjährige Motto dreht sich rund um die „Historischen Betriebe“ im Kreis. Dabei sollen neben dem Besuch historischer Betriebe auch jene Orte besucht werden, an denen früher wichtige lokale Betriebe standen und produzierten, welche das Leben der Bewohner des Kreises maßgeblich prägten.
Einen ersten Überblick über die Lage Kelsterbachs zur Stadtwerdung bot Hartmut Blaum, Stadtarchivar und Leiter des Stadtmuseums, mit einigen Kennzahlen. Bei 9304 Einwohnern waren nur 88 Menschen in der Land- und Forstwirtschaft tätig, woraus er schloss, dass bereits in den 50er Jahren Kelsterbach keine landwirtschaftlich geprägte Stadt mehr war. Bei insgesamt 347 gemeldeten regionalen Betrieben befand sich die Mehrheit mit 60 Betrieben davon im Baugewerbe, gefolgt von 32 Gaststätten und Erfrischungshallen, 15 Fleischereien und 7 Bäckereien.
Eine dieser 7 Bäckereien, die damals bereits die Kelsterbacher mit frischen Backwaren versorgte und es bis heute tut, machte in diesem Jahr den Auftakt der geschichtsträchtigen Tour. „Bei der Bäckerei und Konditorei Möser haben wir es mit einem Betrieb mit mehr als 250-jähriger Geschichte zu tun, ein Betrieb mit gewaltiger Tradition zu tun“, eröffnete Gerold Reichenbach den Ortstermin und dankte dem Ehepaar Möser für seine Bereitschaft, die Besucher in ihrem Familienbetrieb zu empfangen.
Norbert Möser führt die 35 Besucher, die der Einladung zur History Tour gefolgt waren, durch die nach Hefe und Teig duftende Backstube und gab einen Einblick in seine Arbeit. Anschaulich erläuterte er den Ablauf und zeigte anhand der Maschinen die einzelnen Arbeitsschritte. Um am frühen Morgen den Kunden die frischen Backwaren anbieten zu können, beginnt er seinen „Arbeitstag“ schon um 23.30 Uhr. Mit alten Aufnahmen bot er zudem einen Einblick in den Arbeitsalltag und die Lebensrealität seiner Vorfahren, welche die Besucher interessiert begutachteten.
In der Diskussion stellte sich die Frage nach dem zunehmenden Aussterben der Traditionsbetriebe. Eine Ursache dafür sah Möser in der Arbeitszeit, welche es für junge Menschen unattraktiv erscheinen lasse, sich für eine Ausbildung in diesem Bereich zu entscheiden. Allerdings bemängelte er auch die fehlende Wertschätzung des Handwerks, weshalb viele nur auf den Preis achtend lieber bei „Aufbäckern“ ihr Brot einkauften. Wenn Traditionsbetriebe dann die Schließung ihrer Betriebe ankündigten, sei die Betroffenheit zwar groß. „Allerdings kann jeder mit seinem Kaufverhalten mit darüber entscheiden, ob Betriebe weiter bestehen bleiben oder nicht“, appellierte Reichenbach an ein bewusstes Einkaufen der Anwesenden.
Neben Familie Möser waren auch Vertreter der Spenglerei Hardt anwesend. 1905 gegründet, wird der Betrieb bereits seit 110 Jahren in vierter Generation geführt, berichtete Herr Ehser, Schwiegersohn der Familie Hardt. Er bot einen Überblick über den Familienbetrieb, seine Geschichte und zeigte ebenfalls Bilder und Zeitdokumente. Den Abschluss bildeten dann das Gasthaus „Zum Schwanen“, das zu den beiden ältesten Gasthäusern in Kelsterbach gehört und ein Besuch im Heimatmuseum.