Wie Alltagssprache ausgrenzt und Selbstausgrenzung erzwingt.

Die Macht der Sprache ist subtil und wirkungsvoll. Denn neben der eigentlichen Bedeutung hat sie immer auch eine Mitbedeutung, im Fachbegriff Konnotation genannt. Und neben dem Gesagten, gibt es so auch immer eine unterschwelliges Rahmensetzung ein verborgenes Curriculum.

Und Sprache ist auch kontextabhängig. So bedeutet die Frage, „sind alle Urnen besetzt?“ vor der namentlichen Abstimmung im Deutschen Bundestag eben ganz etwas anderes als auf dem Friedhof. Das heißt, wie eine Kommunikation abläuft hängt auch immer vom gesellschaftlichen Einstellung Kontext ab.

Schon bei der einfachen Frage, wo kommen Sie oder Du her, wird das deutlich.

So wird in dem Einwanderungsland USA, zumindest vor Trump, die Frage „where do you come from“, - egal welcher Ethnie das Gegenüber ist - in der Regel nicht als Frage nach der Migrationsherkunft, sondern vom Fragenden und Befragten selbstverständlich als Frage nach dem Bundesstaat verstanden.

Anders so in Deutschland. Da läuft das typische Gespräch etwa mit einer schwarzhaarigen Arzthelferin mit dunklerem Teint und einem Patienten oder Patientin etwas anders ab:

„Wo kommen Sie her?“, manchmal auch noch mit dem Zusatz versehen „sie sprechen aber gut deutsch!“

Wobei in dem Zusatz, sie sprechen aber gut deutsch schon der Alltagsrassismus aufblitzt, nämlich die Vorstellung der Andersartigkeit dieser Person, zu der die gute Beherrschung der Deutschen Sprache üblicherweise nicht gehört, welches einem „deutsch“ Aussehenden wie selbstverständlich zugetraut wird. Wobei meine Erfahrung als ehemaliger Deutschlehrer zeigt, dass dieses Zutrauen nicht unbedingt durch Fakten unterlegt ist.

Und meist gibt dann die Befragte auch sofort Auskunft über die Herkunft ihrer Familie. Verseht also die Frage gleich als Frage nach der Abstammung und nicht nach dem Wohnort. Während dies doch von den meisten Mitbürgern wie selbstverständlich als Frage nach dem Wohnort und nicht als Frage nach der Familienabstammung verstanden und auch so beantwortet wird.

Alleine dieser einfache Vorgang zeigt, dass diese unterschwellige Form der Ausgrenzung und des Andersseins sich nicht nur im Kopf des Fragenden festgesetzt hat, der dies meist gar nicht so realisiert. Sondern die mitgegebene Bedeutung zwingt  auch die Befragte schon von vorneherein in Position der Ausgegrenzten, der Andersartigen.

Eigentlich müsste das Gespräch doch so verlaufen:

„Wo kommen sie her?“

„Aus Groß-Gerau!“

„Nein, ich meine, wo kommen sie ursprünglich her?“

„Aus Rüsselsheim!“

„Nein ich meine, wo ihre Familie herkommt!“

„Mein Mann kommt auch aus Rüsselsheim!“

„Nein, das meine ich doch nicht!“

„Ach sie wollen wissen, aus welchem Land meine Familie ursprünglich abstammt?“

„Ja!“

„Aus der Türkei, und ihre?“

 

Also liebe deutsche Mitbürger, denen man im Gegensatz zu den Koslowskis, Gianis, Lorants oder auch Schmidts den Migrationshintergrund ansieht, betrachten sie die Frage, „Wo kommen sie her?“ wie alltagssprachlich eigentlich üblich als eine Frage nach dem Ort und fügen sich nicht in die unterschwellige sprachliche Ausgrenzung. Die Frage nach der ethischen Abstammung ist nämlich ohnehin ziemlich müßig, wenn  man sich vor Augen führt, dass nach Erhebungen eines Schweizer Instituts für Genanalyse mehr als die Hälfte der Bevölkerung Ostdeutschlands slawischer Abstammung ist, und nach Erkenntnissen der Genforschung die heutigen Europäer von dunkelhäutigen Menschen mit blauen Augen abstammen , die aus Anatolien eingewandert sind.


Israel und das humanitäre Dilemma

Auch angesichts der Flut der Bilder aus dem Gaza Streifen und der West-Bank, die  beschädigte und zerstörte  Gebäude,  angegriffene Krankenhäuser und das schreckliche  Leid der Zivilbevölkerung zeigen, darf es nicht vorschnell zur Verurteilung Israels kommen.

Ich bin kein Freund oder gar Anhänger der Regierungen Netanyahus, geschweige seiner ultraorthodoxen und radikalen Koalitionspartner.

Ja, die aggressive Siedlungspolitik der israelischen Rechten im Westjordanland und das Abwürgen des Friedensprozesses nach den Osloer Verträgen durch die Regierungen Netanyahu und seiner ultraorthodoxen und radikalen Koalitionspartner spielte der Hamas und ihrem Terrorsystem in die Hände.  

So hat es schon arg befremdet, 2011 im Empfangszimmer eines israelischen Ministers prominent an der Wand hängend eine Karte von Eretz-Israel, „Groß-Israel“ zu sehen, auf der die palästinensischen Autonomiegebiete bereits von der Landkarte getilgt waren.

Die unheilige Symbiose

Die Radikalen auf beiden Seiten stehen in einer unheiligen Symbiose. Garantierten doch die Radikalität und Aggressivität der jeweils anderen Seite den eigenen Machtanspruch als „alleinige Schutzmacht“ des eigenen „Volkes“.

Israels Rechte konnten sich fest darauf verlassen, dass kurz vor Wahlen die Hamas oder andere palästinensische Terrorgruppen ihnen in die Hände spielen und Angriffe auf Israel durchführen. Denn eine gemäßigte, um Ausgleich und Frieden mit den Palästinensern bemühte israelische Regierung wäre eine Bedrohung der Machtbasis der Terroristen.

Die dann erfolgenden Gegenschläge Israels und die  aggressive Siedlungspolitik der in der Folge gestärkten rechten Kräfte in Israel dienen wiederum der Hamas und dem radikalen Dschihad zur Aufwiegelung der Palästinenser und der muslimischen Bevölkerung im arabischen Raum und der Rekrutierung von Unterstützern ihres Terrornetzwerkes.

Ja, der Stopp des Friedensprozesses und das Ende der „Zwei-Staaten“ Politik durch die Regierung Netanyahu sowie die militante, von der Regierung geduldete und von Teilen der Regierung gar offen unterstütze Siedlungspolitik, die die ansässige arabische Bevölkerung gewaltsam vertreibt,  hat der Radikalisierung auf der palästinensischen Seite und bei der Bevölkerung in vielen muslimischen Staaten in die Hände gespielt. Aber erklären heißt eben nicht entschuldigen oder gar legitimieren.

Ja, auch die Folgen des Versailler Vertrages haben den Nationalsozialisten bei der Machtergreifung und der Errichtung ihres menschenverachtenden Regimes in die Hände gespielt. Aber niemand war in Deutschland aufgrund der Folgen des Versailler Vertrages zwangsläufig dazu gebracht, die Nationalsozialisten zu unterstützen, wie so mancher Erklärungsversuch der Nachkriegsgeschichte die Täter zumindest teilweise zu entschuldigen suchte.

Das humanitäre Dilemma als zynische Kampftaktik

Und auch jetzt nutzt die Hamas das humanitäre Dilemma, in das Israel bei jeder Gegenwehr gerät, gezielt für die eignen Zwecke aus.

Es war wohl auch das eigentliche Ziel der Angriffe, das mehr als 1400 Menschen in Israel, überwiegend Zivilisten, das Leben kostete und über 200 Menschen in Geiselhaft brachte, eine heftige Gegenreaktion Israels zu erzwingen. Um in deren Folge jeglichen Ausgleich mit Israel im arabischen Raum zu zerstören und die ohnehin geschwächte gemäßigte palästinensische Autonomiebehörde in der West Bank weiter zu schwächen und auch dort der Machtübernahme der radikalen Kräfte propagandistisch den Boden zu bereiten.

In diesem zynischen Kalkül hat die Hamas der palästinensischen Zivilbevölkerung, für die sie zu kämpfen vorgibt, allein die Rolle eines zivilen Schutzschildes für ihre militärischen Strukturen und ihre „Kämpfer“ sowie als Produzenten schrecklicher humanitärer Bilder zugedacht, die dann ausgiebig und sehr effektiv für die eigenen Propagandazwecke genutzt werden.

Israel wiederum bleibt lediglich die Alternative, sehenden Auges in diese humanitäre Falle der Hamas zu tappen, oder aus Rücksicht auf die Zivilbevölkerung die Hamas in deren Schutz gewähren und aus diesem Schutz heraus weiter Angriffe auf die israelische Zivilbevölkerung und das Militär ausführen zu lassen. Was aber auch nur die Propagandaerfolge der Hamas stärkt und sie gegenüber der palästinensischen und islamischen Bevölkerung als die einzige Bewegung erscheinen lässt, die erfolgreich den „Zionisten“ gegenüberzutreten mag.

Zudem würde ein solches „Zurückweichen“ jede israelische Regierung innenpolitisch destabilisieren, da sie sich unweigerlich dem Vorwurf ausgesetzt sähe, ohne aktive und kräftige Gegenwehr Angriffe auf israelische Bürger zuzulassen.

 

Völkerrecht nicht die öffentliche Meinung als Leitlinie

Und so kann sich Israel gar nicht von den „öffentlichen Bildern“ und der von ihnen erzeugten internationalen öffentlichen Meinung leiten lassen. Auf diesem Feld der hybriden Kriegsführung ist es aufgrund des beschriebenen humanitären Dilemmas der Hamas hoffnungslos unterlegen.

Als Leitlinie bleibt so nur internationales Völkerrecht.

Das lässt jedoch zivile Opfer im Rahmen von Kampfhandlungen als indirekte Folge zu. Voraussetzung ist, dass militärische Ziele bekämpft werden und nicht die Zivilbevölkerung das eigentliche Ziel ist. Gleiches gilt auch für das Thema Belagerung. Auch hier sind zivile Opfer im völkerrechtlichen Sinne hinzunehmen, wenn das militärische Ziel im Vordergrund steht. Dabei gilt bei der Hinnahme von Opfern unter der Zivilbevölkerung ein Übermaßverbot.

Dieser Rahmen jedoch kann sehr weit gefasst sein, wie die völkerrechtliche Diskussion um die Flächenbombardements im Zweiten Weltkrieg deutlich macht. Das unterschied ja gerade die Kriegsführung der Alliierten im zweiten Weltkrieg von der Nazideutschlands, für das insbesondere im Osten die Vernichtung der gesamten slawischen und jüdischen Bevölkerung das eigentliche Ziel des militärischen Einsatzes war.

Gleichzeitig gibt es im Völkerrecht eine eindeutige „Schuldzuweisung“, die gerade für die jetzigen Auseinandersetzung im Gaza-Streifen von entscheidender Bedeutung ist.

Zum einen gibt es das eindeutige Verbot des Angriffs auf gekennzeichnete zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen, zum anderen gibt es aber auch das eindeutige Verbot, militärische Einrichtungen oder Stellungen innerhalb dieser oder in ihrer unmittelbaren Nähe anzulegen. Und so macht sich die Hamas des Kriegsverbrechens schuldig, wenn sie militärische Stellungen unter Krankenhäusern und Schulen anlegt, nicht Israel, das diese angreift.

 

Täter-Opfer-Umkehr

Auch hier hat aber die völkerrechtswidrige Einrichtung von militärischen Stellungen und anderen militärischen Einrichtungen, wie etwa Versorgungs- oder Munitionsdepots, für die „Kriegsverbrecher“ den Vorteil, aus dieser „Deckung“ heraus operieren und gleichzeitig bei Gegenwehr die emotionalen Bilder für den Krieg an der „Propagandafront“ nutzen zu können. Gerade in Zeiten der weltweiten Wirkung sozialer Netzwerke eine sehr wirksame „Täter-Opfer-Umkehr“ in der hybriden Kriegsführung, die weit über die Wirkung von Fake-News hinaus geht und auch in das „gegnerische“ Lager wirkt.

 

Selbst erlebt

Wie so etwas aussieht, habe ich selbst erlebt. Ich war 1994 im damaligen Krieg zwischen Kroaten und Bosniaken in der Stadt Mostar in der Humanitären Hilfe im Einsatz. Medial weltweit bekannt wurde dabei das „Kriegskrankenhaus“ in der Mitte des von den Bosniaken verteidigten östlichen alten Stadtteil Mostars, das immer wieder von kroatischer Seite beschossen wurde. Mir gelang es dort, nicht nur, so wie die Scharen internationaler Kammeratems im Krankenhaus das zu „besichtigen“, was die bosniakische Seite zeigen wollte, sondern auch Räumlichkeiten zu erkunden, zu denen man diesen keinen Zugang gewährte. Im Keller waren die Operationsmöglichkeiten unter schwierigen Bedingungen untergebracht, im Erdgeschoss und im ersten Stock die Krankensäle. Im Zweiten Stock, ein Raum für Pflegepersonal und einer als Lager und im Dachgeschoss waren ebenfalls Medikamente und Verbandsmaterial gelagert. In den anderen dem Westen also der Frontseite zugewandten Räumlichkeiten im Zweiten Stock, die Fremden und Journalisten nicht gezeigt wurden, fanden sich dann allerdings die typischen Anzeichen einer „Sniper“, also Schafschützenstellung, von der man aus der erhöhten, in Hanglage liegenden Position des Krankenhauses über die Dächer der darunter liegenden Häuserreihen hinweg eine großen Teil der auf der westlichen Seite der Neretwa liegenden kroatischen Front bestreichen konnte.  Auch wenn auf der serbischen und kroatischen Seite in weit größerem Umfang Kriegsverbrechen begangen wurde, heiligt der Zweck eben nicht die Mittel, auch bei den Schwächeren und auch und gerade im Völkerrecht nicht.

 

Was zeigen die Bilder?

Und so sehe ich viele Bilder über die Opfer unter Palästinensischen Zivilbevölkerung mit etwas anderen Augen. Sind diese unschuldigen Menschen nicht in Wirklichkeit eher die Opfer der zynischen, völkerrechtswidrigen Kampftaktik der Hamas, denn der israelischen Militärschläge?


Wem kann man eigentlich trauen?

Heute wissen wir alle, dass man dem Russen nicht trauen kann. Sich für ganz klug haltende Journalisten erklären uns das auch immer wieder. Das haben wir ja auch früher schon in der Schule gelernt, und Konrad Adenauer hat es der jungen Republik auch immer eingeimpft, dass man dem Russen nicht trauen kann und dass er eine große Gefahr ist. Und die ganz klugen Journalisten wissen heute auch, dass es ein ganz großer Fehler von Gerhard Schröder und Angela Merkel gewesen sei, dem Russen – zumindest ein bisschen – zu trauen. Soweit so gut.

Nur, zu dem Russen, von dem wir in der Schule und von Konrad Adenauer schon gelernt haben, dass man ihm auf gar keinen Fall trauen kann, gehörte damals auch der Ukrainer. Wirklich kluge Historiker wissen sogar, dass die Ukrainer schon seit rund dreihundert Jahren endgültig zu den Russen gehörten, ja noch schlimmer, dass die Russen ursprünglich überhaupt erst in der Ukraine und Kiew entstanden seien. Nicht mehr zu den Russen gehören sie eigentlich erst seit rund dreißig Jahren. Heißt das jetzt, dass man den Ukrainern historisch gesehen auch nur zu einem Zehntel trauen kann?

Und da wird es dann noch etwas schwieriger. Bei der Frage, wem man historisch gesehen trauen kann.

Mein Opa hat in der Schule noch gelernt, dass man Frankreich überhaupt nicht trauen kann, weil Frankreich der Erbfeind sei, also historisch gesehen schon immer der Feind gewesen und auch immer bleiben wird. Was aber die Mehrheit der Bundesbürger heute nicht davon abhält, Frankreich und den Franzosen für diejenigen zu halten, denen man am meisten trauen kann, noch viel mehr als den Amerikanern.

Damit mein Opa und die Deutschen das damals mit dem schlimmen Feind Frankreich auch immer präsent und vor Augen hatten, gab es Karikaturen und Plakate, die einen negroiden französischen Soldaten mit einem großen Messer zwischen den Zähnen zeigten, der das arme wehrlose deutsche Volk und seine Frauen bedrohte. Und nachdem die Nazis beschlossen, dass der bolschewistische Russe, der vorher noch der Verbündete der Deutschen bei der heimlichen Wiederaufrüstung und beim Überfall auf Polen war, die eigentliche große Bedrohung für das deutsche Volk sei und überfallen und ausgelöscht werden müsse, gab es dann auch Plakate von dem bösen Russen mit dem Messer zwischen den Zähnen, der das Deutsche Volk und die deutschen Frauen bedrohte.

Das mit dem bösen Feind, der das deutsch Volk bedroht, funktionierte so gut, dass die CDU von Konrad Adenauer das Plakat mit dem bösen bolschewistischen Russen, der Deutschland bedroht, für den Wahlkampf wieder aufleben ließ. Diesmal etwas zivilisierter, ohne Messer zwischen den Zähnen. Aber ansonsten hat man alles beim Alten belassen, er blickte weiter fremdländisch und böse das deutsche Volk bedrohend über die Rampe.

Der Propagandatrick mit den messerstechenden das deutsch Volk und die deutschen Frauen bedrohenden Fremden, vor denen es das deutsche Volk zu schützen gilt - und das kann nur eine einzige und wahre Partei des Volkes, weil die anderen ja alle irgendwie entweder mit den Bösen im Bunde stehen oder zu schwach sind - lebt ungebrochen weiter. Nun nutzt ihn die sogenannte Alternativ für Deutschland, um dem Wahlvolk Angst einzujagen und diese für ihre "Machtergreifung" zu nutzen. Was dabei rauskommt kennen wir schon, damals war Deutschland dann alternativlos am Ende und Millionen tot.

Und so können wir zumindest die Ausgangsfrage beantworten.

Auf keinen, auf gar keinen Fall trauen darf man denen, die ganz genau wissen, wer die bösen Mächte sind. Denen, die sich als die einzig wahren Vertreter und Beschützer des so bedrohten Volkes aufspielen. Und denen, die den Menschen ein festes pauschales Feindbild einimpfen, um sich dann selbst als die zu präsentieren, denen alle Macht gehört, um sie vor diesem Feind zu retten.  

P.S: Jetzt in eine historische Betrachtung dazu einzusteigen, wer genau dieses bedrohte „deutsche Volk“ eigentlich sei, würde den Rahmen hier mehr als sprengen. Nur so viel, die Mehrheit der ostdeutschen Männer ist laut genanalytischen Untersuchungen slawischer Abstammung und unsere Blasmusik stammt von den türkischen Janitscharenkapellen ab.

Genauso wie eine  psychologische Untersuchung es wert wäre, aber auch den Rahmen sprengen würde, warum dieses Feindbild des messerstechenden, insbesondere unsere Frauen bedrohenden, Fremden besonders von konservativen und populistischen, überwiegend männlichen Parteien und Gruppen als Angstpropaganda genutzt wird und bei wem es warum verfängt.


Abschreiben ist nicht „berichten“ oder wie man dem Bürger bei Lindners Steuerplänen ein X für ein U vormacht !

Dass die alte journalistische Regel, Bericht und Kommentar sauber zu trennen, inzwischen ähnlich wenig Beachtung bei der schreibenden Zunft genießt wie der Rat des Arztes, auf Alkohol zu verzichten, bei einem Alkoholiker, ist man inzwischen als kritischer Leser ja schon gewohnt. Selbst einst renommierte Blätter bestehen heute zu überwiegendem Teil aus Kommentierung und Meinung denn aus sachlicher Darstellung.  Und neben dem beliebten Format, Journalisten fragen Journalisten, tritt zunehmend eine neue Form journalistische Eitelkeit in den Spalten auf: Berichte über das eigene Befinden. An dieser Form von journalistischem Exhibitionismus kommt kaum noch einer oder eine vorbei, die sich in der Zunft einen Namen machen möchte.

Abschreiben bei der FDP

Noch gravierender allerdings ist, dass zunehmend das Wording von politischen Statements, sei es von Politikern oder Interessensgruppen, das im eigenen Interesse Zusammenhänge verkürzt oder irreführend benennt, einfach für die eigene neutral daherkommende Berichterstattung übernommen wird ohne es entsprechend zu kennzeichnen. Sozusagen ein vom Urheber gewünschtes journalistisches Plagiat.

So berichtet ein Radioprogramm von Lindners Steuerplänen als Ausgleich der kalten Progression durch die Inflation. Ein Wording, das 1:1 von FDP-Finanzminister Linder übernommen wurde, und zum Ziel hat, seine Steuerentlastungspläne als sozusagen systematischen Inflationsausgleich und damit als gerecht erscheinen zu lassen. Solche Beispiele ließen sich ähnlich beliebig fortsetzen.

Gezielte Irreführung

Mit diesem simplen „abschreiben“ im Sinne der FDP Pläne werden gleich drei Dinge verschleiert und in falsche Zusammenhänge gebracht.

Die sogenannte kalte Progression tritt ein, wenn in Folge von Lohn- und Gehaltserhöhungen Steuerpflichtige mit dem erhöhten Gehaltsanteil in eine höhere Steuerstufe rutschen.  Nebenbei findet das bei Spitzenverdienern, die mit Gehaltsanteilen bereits im Spitzensteuersatz sind, nicht mehr statt, die sind also gar nicht mehr von der „kalten Progression“ betroffen.  

Die ist aber höchstens indirekt eine Folge von Inflation. Weil hohe Inflation die Gewerkschaften antreibt, diese durch Tariflohnerhöhungen auszugleichen. Das gelingt aber nicht überall. So waren gerade die unteren Einkommensgruppen in den letzten Jahrzehnten von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt und erlitten dadurch inflationsbedingt einen Verlust des „realen“ Einkommens.

Zum zweiten wird verschleiert, dass Lindners Entlastungspläne zwar im Steuersystem systematisch wirken, aber eben nicht beim Ausgleich der Inflation.

Für die ganz hohen Einkommensgruppen stiegen die Steuern für ihren wachsenden Einkommensanteile oberhalb des Spitzensteuersatzes ohnehin nicht weiter, sie leiden deshalb auch nicht  unter der „kalten“ Progression wie die mittleren, wenn man für die hohen Einkommens überhaupt noch von leiden sprechen kann. Sie profitieren aber in ihren Einkommensanteilen unterhalb des Spitzensteuersatzes aber natürlich trotzdem. Und zwar in absoluten Beträgen am stärksten von Lindners Entlastungsplänen.

Die unteren Einkommen zahlen dagegen kaum bis weinig Steuern, ihre größte Belastung liegt in den Sozialbeiträgen, deren Anstieg wiederum für die großen Einkommen gedeckelt ist.  Sie werden von Lindners Entlastungsplänen in absoluten Beträgen aber gar nicht oder nur wenig entlastet.

Und zum dritten wird darin verschleiert, dass die Inflation die jeweiligen Einkommen nicht gleichermaßen hart triff. Die Steigerungen bei den Energie- und Lebensmittelpreisen treffen die unteren Einkommen wesentlich härter und verschlingen einen größeren Anteil ihres Lohnes und Gehaltes, weil diese eben nicht proportional zum Einkommen, sondern absolut waschen. Sprich die großen Einkommen werden in ihrem gesamten Einkommensanteil, auch wenn sie sich einen höheren Lebensstandard leisten, viel weniger durch die Inflation belastet als die unteren und mittleren Einkommen.  Die erhalten aber bei Lindner viel weniger Entlastung, obwohl sie die Inflation absolut viel härter trifft als die Hohen. Und davon, dass die geringe Entlastung bei den geringen Steuern, die sie zahlen, in Lindners öffentlichen Berechnungen prozentual höher ausfällt, können sie sich am Ende an der Kasse nichts leisten.

Die es am wenigsten benötigen bekommen das Meiste, die es am meisten brauchen das Wenigste.

Denn der Treibstoff an der Tankstelle kostet alle das Gleiche, egal ob sie mit niedrigem Einkommen und einem alten Fahrzeug oder mit hohem und einer neuen Luxuskarosse an der Zapfsäule vorfahren.

 Ähnliches gilt für Gas und Strom. Im Gegenteil, die niedrigen Einkommen haben im Gegensatz zu den hohen eben nicht das Eigenkapital, um in Energiesparmaßnahmen oder E-Autos zu investieren, zumeist auch noch mit üppiger staatlicher Förderung.

Aber genau die am stärksten belasteten Gruppen entlasten Lindners Pläne am wenigsten. Rund die Hälfte aller Einkommensbezieher werden nach den FDP Plänen gar nicht oder nur bis zu 213 Euro bei der Steuer entlastet. Während die maximale Entlastung von 672 Euro nur weniger als zehn Prozent aller Einkommen erhalten. Und zwar die oberen zehn Prozent.  Von 60.000 Euro Bruttojahresgehalt - zur Erinnerung der Durchschnitt der Einkommen in unserem Land liegt bei knapp 24000 Euro im Jahr – bis hin zum Einkommensmillionär.

Während, die die um ihre Existenz kämpfen und  nicht wissen, wie sie im Winter Wohnung und Heizung bezahlen sollen und sich ohnehin schon seit Jahren nur aus den Billigangeboten der Supermärkte ernähren, nichts oder höchstens ein Drittel dessen abbekommen was oben hängenbleibt, bekommen die, die am wenigsten darauf angewiesen sind auch noch die Höchstsumme. Also genau die Gruppe die von der Inflation am allerwenigsten belastet wird, auch wenn der Edelschampus und die Heizung der Villa auch teurer wurden.

 

Faulheit oder ideologische Kumpanei

Und genau diese gewollte Ungerechtigkeit verschleiert die Übernahme der FDP Formulierung, Linderns Steuerpläne seien ein, Ausgleich der kalten Progression durch die Inflation. Ja mehr noch, sie kehrt sie in ihr gedankliches Gegenteil und tut so als sei sie gerecht und käme jedem gleichermaßen zugute. Sie kommt aber nicht jedem und sie kommt auch nicht gleichermaßen zugute.

Dass viele Journalisten diese Formulierung ohne Kennzeichnung der Quelle, etwa „Lindner/ die FPD behauptet es sei ein Ausgleich der kalten Progression durch die Inflation“ und ohne Distanz als Teil eigener Berichterstattung übernehmen, lässt sich nur erklären mit

entweder Faulheit oder ideologischer Kumpanei!


Über die Guten und die Bösen

Putin ist böse, und die Russen sind böse.

Das waren sie immer schon. Früher waren sie auch noch Kommunisten, was ja das Böse per se ist. Jetzt sind sie auch Kapitalisten. Das stört etwas, weil ja der Kapitalist eigentlich was Gutes ist. Deshalb heißt der böse russische Kapitalist auch Oligarch, damit man ihn vom guten westlichen Kapitalisten unterscheiden kann.

Der Oligarch ist ein russischer Superreicher und Monopolist. Bei uns gibt es auch Superreiche und Monopolisten, aber die sind Ausdruck unserer freien Marktwirtschaft, ja der Freiheit überhaupt. Und das sind ja unsere Werte. Deswegen heißen die Superreichen und Monopolisten bei uns auch nicht Oligarchen, sondern Leistungsträger. Früher gabs auch in der Ukraine Oligarchen, aber seitdem die Ukraine unsere Werte verteidigt, sind die dort logischerweise verschwunden.

Die Ausgeburt des bösen russischen Oligarchenkapitalisten ist Gasprom. Das ist sozusagen der Belzebub unter den Kapitalisten, ein russisches Staatsunternehmen. Wir haben auch Staatsunternehmen, VW zum Beispiel. Die legen jedoch nur ihre Kunden und den Staat mit manipulierten Abgaswerten rein. Nicht aber die westliche Wirtschaft, die Gasprom wie ein böser Drogendealer von seinem Gas abhängig machte.

Wie böse dieses Gasprom ist, konnten die stets klugen Journalisten der „Zeit“ in ihrer jüngsten Ausgabe aufdecken. Der bösen Gasprom war es sogar gelungen, ins Allerheiligste der Deutschen einzudringen, den Fußball, und Schalke 04, den Traditionsverein schlechthin, bis ins Mark zu vergiften. Nachdem es aber den Schalkern gelungen sei, den Gasprom-Dämonen zu bannen, gehe es mit dem Verein wieder bergauf, so analysierten die Journalisten messerscharf. Der Wiederaufstieg in die Erste Bundesliga sei jetzt so gut wie sicher. Wenn es denn überhaupt noch eines Beweises bedurft hätte, dann dies.

Zum Glück haben wir in Deutschland aber eine „Alternative“, die sich "für Deutschland" nennt, aber eigentlich gegen Deutschland ist. Die erklärt uns, dass gar nicht die Russen die Bösen sind, sondern die Merkel-Diktatur und Europa. Deshalb bewundern sie und ihre Anhänger auch Putin.

Putin lässt doch nur die zusammenprügeln und wegsperren, die es an Respekt gegenüber der gerechten russischen Sache fehlen lassen und militärische Spezialoperationen böswillig als Krieg bezeichnen. Und nur besonders renitente Verweigerer der gerechten russischen Sache bekamen auch schon mal was zusätzlich ins Essen, was sie dann aber leider nicht so gut vertragen haben.

Dabei war es doch die böse Ukraine, die zusammen mit den Amerikanern Putin und die friedliebenden Russen geradezu dazu gezwungen hat, in die Ukraine einzufallen und mit gezielten Schlägen auf rein militärische Ziele massenweise unschuldige Zivilisten zu ermorden.

Dass auch die Ukraine böse ist, sieht man schon daran, dass es dort Faschisten gibt. Auch in Russland und Deutschland gibt es Faschisten, aber da sind sie die Guten, siehe "Alternative".

Ganz schlimm aber ist es bei uns hier in der Merkel-Diktatur, die jetzt Corona-Diktatur heißt. Hier darf man sich allenfalls mit Anne Frank vergleichen oder zum Aufhängen von Staatsoberhäuptern aufrufen. Aber wenn man dann seine Bürgerrechte wahrnehmen und das Parlament stürmen will, dann wird man nassgespritzt oder von der brutalen Übermacht von drei Polizisten an der Ausübung seines grundgesetzlichen Widerstandrechtes gehindert.

Da sich diese „Alternative“ allerdings häufig etwas doof anstellt - was ja ein Zeichen dafür ist, dass sie die Guten sind, denn die Bösen sind irgendwie gerissen, siehe Putin ... ähm, Merkel und Gutmenschen - braucht sie eben Putins Unterstützung.

Da kommt schon mal etwas Geld über die Schweiz, und auch in den sozialen Netzwerken haben sie viele eifrige Helferlein. Das sind dann Profile, denen man entnehmen kann, dass sie hübsche Frauen, einfache Bürger oder unabhängige kritische Geister sind oder so lustige Accounts wie @ha_ma3191 oder @hm30515 haben. Die können zu unser aller Glück belegen, dass die wirklich Bösen unsere Politiker, die westlichen Medien und die Amerikaner sind. Denn die streben heimlich die Weltherrschaft an und wollen dazu das Volk austauschen. Gegen Muslime oder Echsen, was ja ungefähr das Gleiche ist.

Der einzig wirklich Gute, der diese Weltverschwörung, hinter der natürlich wie immer auch Juden stecken, noch aufhalten kann, ist Putin!

Womit wir wieder am Anfang wären.