Praktikumsbericht von Indre Mekuskaite

Indre Mekuskaite nahm die Google-Glass-Brille genauer in den Blick.

Einleitung 

Das IPS-Praktikum ist eine der wichtigsten Abschnitte meines Lebens. Im März angefangen sind 5 Monate sehr schnell vorbeigegangen und man kann nun einen schönen retrospektiven Blick darauf werfen, wie es war. Die ängstliche Ankunft in Berlin mit vielen Gedanken, wie es sein wird, der erste Abend mit neuen Leuten, das Kennenlernen der Hauptstadt -  der Beginn der neuen Etappe mit vielen Erwartungen, vielen Wünschen und großer Lust etwas Neues zu lernen, Neues zu erfahren. Alles ist gut gelaufen, wie es nur gut sein konnte. Am Ende des Programms fühlt man sich echt traurig, dass man nie das Programm wiederholen kann. 

Die vorliegende Arbeit ist ein Erfahrungsbericht, in dem die Ereignisse im Laufe des Programms vorgestellt werden, die ich als eine „IPS-lerin“, als eine von 120 Stipendiaten aus 31 Ländern von 1. März bis 7. Juli 2014 gesammelt habe. 

 

Bewerbung um das IPS

Das erste Mal, als ich über das Programm erfahren hatte, war ich im dritten Studienjahr an der Vilniuser Universität. Im Gespräch mit meiner Dozentin über die Zukunftsperspektiven hat sie erwähnt, dass ein ehemaliger Student ein Praktikum im Bundestag gemacht hat und schon viel im Berufsleben erreicht hat. Das Beispiel inspirierte mich und ich habe die Broschüre über das Stipendium von der Infostelle mitgenommen. In diesen Jahren konnte ich leider nicht alle Herausforderungen erfüllen, aber hatte immer die Pläne nach dem Abschluss des Studiums mich zu bewerben. Schon von Anfang an wusste ich, dass diese Chance im Deutschen Bundestag ein Praktikum von 5 Monaten zu machen, eine riesige berufliche und unschätzbare Erfahrung meines Lebens sein könnte. 

Obwohl ich an der Uni immatrikuliert war und auch eine Arbeitsstelle bei einem internationalen Unternehmen hatte, habe ich mich trotzdem entschieden, genau dieses Jahr zu probieren und die Bewerbungsunterlagen an die deutsche Botschaft in Vilnius zu schicken. Ich habe eine positive Antwort bekommen und wurde zu dem Auswahlgespräch eingeladen. Die Vorbereitung dafür war nicht so anstrengend, weil ich mich immer über politische und gesellschaftliche Ereignisse, sowohl in Deutschland als auch in Litauen erkundigte. Das Parlamentarische System habe ich schon im Laufe des Studiums theoretisch kennengelernt. Trotzdem war ich beim Gespräch sehr aufgeregt und nervös. Nach ein paar Stunden habe ich erfahren, dass die Auswahlkommission zugestimmt hat, und ich meine Pläne nach Berlin richten darf. Das Bekanntgeben meiner Teilnahme war eine große Freude für mich selbst, für meine Familie und für meine Freunde. Mein Engagement für das politisch-gesellschaftliche Leben haben sie schon längst erkannt und probiert mich immer zu fördern. Ich war enorm zufrieden mit den entstehenden Chancen, die Erfahrung direkt im Herzen Deutschlands, in einem starken Staat Europas zu sammeln.

 

Arbeit im Bundestagsbüro

Ich weiß nicht, ob es so geplant war oder nicht, dass der Anfang der Beschäftigung in den Abgeordnetenbüros genau in den Sitzungswochen begann. Das hatte einerseits Vorteile, andererseits auch Nachteile. Es war schön, dass ich schon am ersten Tag „meinen“ Abgeordneten Gerold Reichenbach kennengelernt habe und dass ich sofort mit ihm zum Ausschuss und danach zu anderen Terminen gehen durfte. Andererseits, hätte ich gerne ein paar Tage ruhig das Büro bzw. die Mitarbeiter kennengelernt. Die Sitzungswochen sind nicht nur für den Abgeordneten sehr anstrengend, auch die Mitarbeiter sind enorm an diesen Tagen beschäftigt. Und wenn ein Praktikant kommt, selbstverständlich, gibt es nicht so viel Zeit alles über die Büroarbeit zu erklären. 

Ausschüsse

Der Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach ist ein ständiges Mitglied des Innenausschusses und stellvertretender Ausschussvorsitzender im Bereich Digitale Agenda. Als ich erfahren habe, dass mein Abgeordneter mit den innenpolitischen Themen sich beschäftigt, war ich sehr zufrieden, weil ich schon am Anfang, beim Ausfüllen der Formulare, dieses Feld als Priorität angekreuzt habe. Schon am ersten Tag habe ich die Transparenz des Deutschen Bundestages gefühlt – durfte zu der Ausschusssitzung mitkommen und über die aktuellsten Probleme und ihre Verfahrensabläufe mich erkundigen. 

Der Ausschuss Digitale Agenda war für mich eigentlich etwas Neues. Die Themenbereiche Datenschutz, Vorratsdatenspeicherung, NSA u.a. sind in meinem Heimatland nicht so aktuell und nicht behandelt. 

Aufgaben 

Es ist selbstverständlich, dass wir unter allen Stipendiaten über die Abläufe der Büroarbeit sprechen, teilen unter uns die Eindrücke und Enttäuschungen. Beim Austausch der Erlebnisse bin zu der Meinung gekommen, dass ich echt Glück gehabt habe, in einem hervorragenden Büro meine Erfahrungen zu sammeln und es handelt sich genau um die Aufgaben, welche ich erledigen sollte. Das Bürowesen: wie Postabholen, Bestellungen, Briefeschreiben, Telefonate entgegennehmen, obwohl es am Anfang schwierig war, weil man ein Gefühl hatte, dass falls ich was nicht verstehe und falsche Nachrichten weiterleiten würde, hätte ich viele Probleme gemacht. Aber im Laufe der Zeit ist es mir gelungen, alle Ängste zu überwinden. 

Meine Aufgaben im Büro umfassen nicht nur das Bürowesen, sondern ich habe auch inhaltliche Aufträge bekommen. Um die inhaltlichen Themen zu bearbeiten, habe ich mich sehr bemüht. Die Themen und Aufgaben waren unterschiedlich: Entwürfe zu schreiben für  Bürgeranfragen, Pressemitteilungen, Blog-Einträge, zu einem bestimmten Thema recherchieren und kurze Notizen vorbereiten. Es hat viel Zeit in Anspruch genommen, aber gleichzeitig auch viel Spaß gemacht, weil ich über die verschiedensten Themen Neues erfahren habe und auch, wie die Arbeit des Bundestagsabgeordneten abläuft. 

 

Die Termine und Veranstaltungen

Wie ich schon erwähnt habe, ich hatte immer die Möglichkeit in Ausschusssitzungen und in Arbeitsgruppensitzungen dabei zu sein. Aber die Arbeit des Abgeordneten besteht nicht nur aus Ausschüssen, sondern er nimmt auch an anderen Terminen und Veranstaltungen teil. Zu den verschiedensten fachlichen Terminen, Konferenzen, Kongressen, Besuche bei Botschaften, wurde ich immer mitgenommen. Einerseits habe ich viel Neues erfahren und, andererseits, schätze ich die Lust des Abgeordneten mir alles zu zeigen. 

Ich freue mich nicht nur über die Möglichkeit zu den fachlichen Terminen mit dem Abgeordneten zusammenzugehen, sondern auch über die Gelegenheit bei anderen nicht so fachlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Die Sommerfeste – SPD, DPG, Hessensommerfest, auch von dem Bundesland Hessen oder von der Fraktion organisierte Veranstaltungen, an denen ich immer teilnehmen durfte. 

Im Laufe des Praktikums habe ich mich als SPD-Praktikantin angemeldet, und deshalb konnte ich auch noch am zusätzlichen Programm für Praktikanten teilnehmen – Besuch des Bundesrates, des Kanzleramtes, auch verschiedene Gesprächsrunden mit einem Bundestagsabgeordneten zu einem bestimmen Thema. 

Ein Satz über Veranstaltungen möchte ich hinzufügen, dass ich mich über die einmalige Teilnahme an der Fraktionssitzung gefreut habe (im Zusammenhang, dass die andere IPS’ler haben keine Möglichkeit gehabt). 

 

Büromitarbeiter und Atmosphäre 

Ich habe schon oben meine Freude über die Gelegenheit ausgedrückt in diesem Büro zu arbeiten. Im Büro gibt es 4 wissenschaftliche Mitarbeiter, von denen zwei in Vollzeit und zwei in Teilzeit arbeiten. Ich hatte immer einen Platz am Rechner mit Intranet- und Internetzugang, weil eine der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen gerade in Elternzeit ist. Der Büroleiter, Volker Palm hat mich sehr gut und freundlich betreut, bei allen Fragen geholfen und unterstützt. Von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin habe ich über rechtliche Fragen gelernt, wir haben oft unsere Meinungen ausgetauscht zu verschiedenen Themen. Die Atmosphäre im Büro war so schön, ich hatte immer das Gefühl, dass ich irgendwie in die Büroarbeit eingebunden war und konnte nicht nur vieles lernen, sondern auch helfen. Ab und zu hatten wir Feedback-Gespräche sowohl mit dem Büroleiter als auch mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Jeannette Spary. Bei den Feedbackrunden haben wir über die Aufgaben, welche ich machen kann und welche für mich zu schwierig wären, gesprochen. Zusammenfassend kann ich feststellen, dass ich echt ein großes Glück gehabt habe, genau in diesem Büro meine Praktikumszeit zu verbringen. 

 

Wahlkreisreise 

Mitte Juli hatte ich die Möglichkeit eine Wahlkreisreise nach Groß-Gerau zu machen. Das war ein sehr schönes und beeindrucktes Erlebnis. Ich wurde von meinem Abgeordneten direkt am Flughafen Frankfurt am Main abgeholt und wir sind zusammen in das Wahlkreisbüro gefahren. Dort habe ich die anderen Mitarbeiter kennengelernt und angeschaut, wie der Arbeitsablauf vor Ort funktioniert. Am nächsten Tag sind wir mit Gerold Reichenbach in den Landtag in Wiesbaden gefahren und nach einer Führung im wunderschönen Landtagsgebäude, durfte ich zu der Fraktionssitzung kommen. Nachmittag sind wir zum Infomobil des Deutschen Bundestages, das für 3 Tage in Groß-Gerau war, gefahren. Dort hatte der Bundestagsabgeordnete ein Treffen mit einer Schulklasse und später eine Sprechstunde mit den Bürgern. Am nächsten Tag sind wir früh morgens zu ein paar Terminen gefahren und dann hat „mein“ Abgeordneter mir die Umgebung von Groß-Gerau gezeigt. Wir waren in den THW-Lagerräumen für Auslandseinsätze. Dort waren wir, weil Gerold Reichenbach Vorsitzender der THW-Landesvereinigung Hessen und Kreisbeauftragter des THW für den Landkreis Groß-Gerau ist. Das war eine sehr interessante Führung. Nach der Besichtigung des THW wurde mir das Rheingebiet in Groß-Gerau gezeigt. Gerold Reichenbach hat mich mit seinen ausführlichen Erzählungen sowohl über die Kreisgeschichte, als auch über die Landesgeschichte beeindruckt. Nachmittags sind wir nach Darmstadt gefahren, um die faszinierende Architektur vom Jugendstil dort anzuschauen. Am letzten Tag meiner Wahlkreisreise hatten wir einen dienstlichen Ausflug mit Schifffahrt auf dem Rhein bis zum Lorelei Felsen. Die Reise war so wunderschön, dass ich sie lange nicht vergessen werde. 

 

Veranstaltungen des IPS-Programms

Schon ab dem ersten Tag des Programms war ich von dem vollen und gut organisierten Programm beeindruckt. Was die Veranstaltungen vom IPS-Programm betrifft, so waren die eher schönen und nützlichen die Vorlesungen, Treffen mit interessanten Menschen, Besprechungen aktuellster Themen. 

Die deutschen politischen Stiftungen kennenzulernen und bei Stiftungsnachmittagen zu sein, war interessant, um die Arbeit und Ideen im Zusammenhang mit den politischen Strömungen zu verstehen.  

 

Fazit

Abschließend kann ich feststellen, dass diese 5 Monate in Berlin, im Herzen von Deutschland, eins der besten Erlebnisse war. Das Programm, an dem ich teilnehmen durfte, war eindrucksvoll. Auch von der Arbeit im Bundestag gab es viel Positives zu berichten: Das Aufgabenspektrum war vielseitig, stets fordernd und das selbstständige Arbeiten wurde ausreichend gefördert. Dazu kamen das gute Umfeld und ein sehr angenehmes Arbeitsklima. Ich wurde von dem Abgeordneten, als auch von dem Büroleiter und Mitarbeiterinnen in deren Tätigkeiten komplett mit eingebunden. Das Arbeiten und Miteinander unter den Kollegen faszinierte mich jeden Tag neu. Die Zeit im Rahmen des Internationalen Parlaments-Stipendiums bleibt in meiner Erinnerung als eine einzigartige und beeindruckende Zeit, aus der ich viele interessante Erfahrungen, spannende Einblicke und wertvolle Bekanntschaften mitnehmen kann. Die erworbenen Erfahrungen und Kenntnisse fördern mich weiter nach meinen Zielen zu streben und ich werde versuchen jetzt die Parlamentsarbeit im Heimatland, in Litauen, kennenzulernen bzw. in der Zukunft im Bundestag Gelerntes anzuwenden.