Praktikumsbericht von Lidiia Timofeeva

Lidiia Timofeeva und Gerold Reichenbach, MdB

Im Rahmen meines Masterstudiums der Fremdsprachenlinguistik ist ein Praktikum vorgeschrieben. Das Praktikum kann in einem Wirtschaftsunternehmen oder in einer politischen, sozialen, kulturellen oder wissenschaftlichen Einrichtung durchgeführt werden. Ich habe mich für den politischen Bereich entschieden, und zwar für den Deutschen Bundestag. Während des Praktikums möchte man viel lernen, erfahren und erleben, und das ist genau der richtige Ort dafür.

Eines meiner Ziele, warum ich mich für dieses Praktikum entschieden habe, ist vielleicht ein bisschen untypisch. Deutsch ist nicht meine Muttersprache. Ich studiere Fremdsprachenlinguistik. Auch wenn ich gerade nicht Deutsch studiere, möchte ich natürlich meine Kenntnisse auf gutem Niveau aufrechterhalten. Ich konnte während meines Praktikums aber nicht nur meine Deutschkenntnisse, sondern auch meine Kenntnisse anderer Fremdsprachen gut nutzen.

Mit diesem Praktikumsbericht möchte ich darstellen, was ich alles im Büro des Abgeordneten Gerold Reichenbach gelernt habe, und wie ich meine Kenntnisse und Fähigkeiten in die Praxis umsetzen konnte.

Die Arbeit im Bundestag ist in Sitzungs- und Nichtsitzungswochen unterteilt. Mein Praktikum hat mit einer Nichtsitzungswoche angefangen, worüber ich mich gefreut habe, weil ich auf diese Weise genug Zeit hatte, um die Mitarbeiter kennenzulernen und um erste Eindrücke von der vorliegenden Arbeit zu gewinnen. Insgesamt habe ich drei Sitzungswochen und drei Nichtsitzungswochen erlebt.

Wie ein Tag des Abgeordneten und des ganzen Büros aussieht, hängt davon ab, ob es um eine Sitzungs- oder Nichtsitzungswoche geht. In den Sitzungswochen sind die Abgeordneten in Berlin präsent und haben ganztägig Termine: neben Sitzungen der Ausschüsse, der Arbeitsgruppen und der Fraktion, auch Gespräche und Besuche zahlreicher Veranstaltungen. Ich war in den Sitzungswochen auch selten im Büro, da ich zu den ganzen Terminen, die für mich von Interesse waren, mitgehen durfte.

In den sitzungsfreien Wochen hat man auch mehr als genug zu tun: die Mitarbeiter des Büros bereiten die nächste Sitzungswoche vor, und Abgeordnete sind dann in ihren Wahlkreisbüros. Ich habe in Nichtsitzungswochen diverse Büroaufgaben erledigt. Und davon gab es eine breite Palette. Zum Beispiel war ich für die Postbearbeitung verantwortlich. Ich hätte nie gedacht, dass Post so oft kommen kann - 4 Mal pro Tag! Per Post kommen ganz verschiedene Einladungen, die sortiert und bearbeitet werden müssen: abgesagt oder zugesagt. Was mich auch erstaunt hat, dass so viele Autogrammanfragen kommen, die natürlich auch bearbeitet werden sollen.

Relativ oft kamen Besuchergruppen aus dem Wahlkreis. Als Teil des Besuchs gibt es normalerweise ein Gespräch zwischen Gerold Reichenbach und der jeweiligen Gruppe. Eine von meinen Aufgaben war, zu den Gesprächen mitzugehen und mir Notizen zu machen, um nachher Pressemitteilungen zu erstellen: worum ging es bei dem Gespräch, was für Fragen wurden gestellt.

Damit ich meine Übersetzungsfähigkeiten trainieren konnte, habe ich den Auftrag bekommen, den Lebenslauf von Gerold Reichenbach sowie den Wikipedia-Artikel über ihn zu übersetzen: aus dem Deutschen ins Englische und ins Russische.

Vermerke zu schreiben, war auch eine spannende Aufgabe. Davor liest man sich in ein Thema ein, wodurch ich viel Neues erfahren habe. Zum Beispiel habe ich ein ganz neues Thema für mich entdeckt, und zwar „Industrie 4.0“. Dabei handelt es sich um eine weitere Stufe der Industrieentwicklung. Im Rahmen meines Praktikums hatte ich die Möglichkeit, zu Fachgesprächen mit Gerold Reichenbach und seiner Mitarbeiterin mitzukommen, wo Fachleute zu diesem Thema berichtet haben. Das Thema hat mein Interesse geweckt, sodass ich mich bestimmt weiterhin damit näher beschäftigen werde.

Ein weiteres Thema, mit dem ich mich auseinandersetzen musste, war „Share Economy“. In diesem Thema war ich ein bisschen drin, im Vergleich zu „Industrie 4.0“. Aber nachdem ich dazu eine Recherche durchgeführt und einen Vermerk zusammengestellt habe, kenne ich mich damit sicherlich viel besser aus.

Mein Praktikum hat insgesamt sechs Wochen gedauert. Wenn man aber die Menge an Ereignissen betrachtet, fühlt es sich nach einer längeren Zeit an. Vor allem, da es in Sitzungswochen  oft mehrere Termine hintereinander gab. Außer den Sitzungen von Ausschüssen und Arbeitsgruppen, habe ich zudem oft an Veranstaltungen des SPD-Praktikantenprogramms teilgenommen. Dadurch konnte ich bei vielen interessanten Führungen und Gesprächen dabei sein wie zum Beispiel: Führung durch das Bundeskanzleramt, Führung durch den Bundesrat, Gespräch mit Präsidenten des Deutschen Bundestages Norbert Lammert.

Jetzt am Ende meines Praktikums kann ich zurückblicken und sagen, was ich alles gelernt habe, und welche Fähigkeiten von mir verfeinert worden sind. Ich kann jetzt Aufgaben schneller machen, mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen, Prioritäten setzen.

Das Team des Büros von Gerold Reichenbach war immer für mich da. Alle meine Fragen sowohl zu dem Arbeitsablauf als auch zu der deutschen Sprache wurden immer gerne und ausführlich beantwortet. Dank den Mitarbeitern des Büros weiß ich jetzt besser, wie man im Team arbeitet, da ich es von der Seite immer gesehen habe.

Dank der Möglichkeit, zu ganz vielen Sitzungen mitzugehen, habe ich mein linguistisches Ziel sicherlich erreicht. Obwohl ich nicht immer alle Kleinigkeiten verstanden habe und nicht alle Debatten bis ins Detail verfolgen konnte, wurde mein Wortschatz im politischen Bereich bereichert.

Auf jeden Fall bin ich mit dem Praktikum zufrieden. Ich habe sehr viel erlebt und mit eigenen Augen gesehen, was für eine Menge Arbeit gemacht wird, bevor ein Gesetzentwurf verabschiedet wird. Ich habe viel Neues in Gebieten Datenschutz und IT-Sicherheit für mich erfahren. Die Kenntnisse, die ich hier erworben habe, werden mir auf meinem beruflichen Weg bestimmt helfen. Ich möchte mich bei Gerold Reichenbach und bei den Mitarbeitern seines Büros für die sechs Wochen und für das „Erfahrungsgepäck“, das ich mitnehme, bedanken.