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History Tour zu Gast in Derras E-Werk

Die dritte Station der History Tour zum Thema „Historische Betriebe“ machte in diesem Jahr im Gernseimer E-Werk Halt. Geladen hatte der freischaffende Künstler und Besitzer des E-Werks Mario Derra.

Obwohl schon zum 15. Mal in Folge jährlich stattfindend, machte die History Tour zum ersten Mal Station im Elektrizitätswerk, berichtete Gerold Reichenbach den interessierten Zuhörern. Reichenbach erläuterte in einigen einleitenden Worten die ursprüngliche Funktion der Werke, welche gemeindeweise die Kommunen mit Elektrizität versorgten. „Solche E-Werke gibt es als Überbleibsel in vielen Gemeinden.“ Das Besondere am Gernsheimer Werk sei jedoch die heutige Nutzung, führte Reichenbach weiter aus, dem Mario Derra das Gebäude zugeführt habe. Heute dient es als Haus der Kunst, als Atelier, als Lithographische Kunstwerkstatt und als kleines Museum Rund um die Druck- und Lithographiekunst.

Derra freute sich über den Besuch im Rahmen der History Tour und empfing die Besuchergruppe im Hof des E-Werks. Von dort aus führte er die Zuhörer um das Gebäude, berichtete, dass das E-Werk ursprünglich eine Einheit aus Industrie und Wohnen war, erläuterte welche Teile des Werks welche Funktion hatten und zeigte wo sich etwa der Kessel und das Kohlelager befanden. In einem kurzen Abriss bot er einen Überblick über die Entwicklung der Stromerzeugnisse, zunächst als Gleichstrom produziert und später durch technische Entwicklungen begünstigt den Übergang zur Nutzung von Wechselstrom, welcher leichter über größere Strecken transportierbar war und wodurch die regionalen E-Werke, so auch das in Gernsheim, ihre Funktion verloren.

Nach dem Wiederaufbau des E-Werks nach dem Krieg (durch Artilleriebeschuss war es beschädigt worden), wurde das Gebäude zunächst durch den Bauhof, später als Lagerstätte genutzt.

Auf der Suche nach einem Atelier fand Derra Gefallen an dem zu diesem Zeitpunkt ziemlich heruntergekommenen Gebäude und begann, in Eigenregie nach Erwerb das E-Werk zu Restaurieren. In einem Fotovortrag präsentierte Derra Bilder vom Ursprünglichen Zustand des Gebäudes und den Arbeiten, die nach und nach vollzogen wurden. Das Dach wurde neu gedeckt, eine Zwischenwand eingezogen, im Innern des Hauses alle Wände verputzt sowie die Fliesen in einem Raum durch Eigenherstellung nahezu komplett ersetzt.

Einen ebenfalls großen Rahmen seiner Ausführungen nahm die Lithographie ein, eine Drucktechnik, mit deren Hilfe durch spezielle Steindruckvorlagen eine Vervielfältigung von Bildern ermöglicht wird. Derra bot den Besuchern einen Überblick von der zufälligen „Entdeckung“ der Drucktechnik über ihre Nutzung in den Anfangsjahren und präsentierte zum Abschluss seine Druckpressen-Sammlung, die er zur Veranschaulichung seiner vorherigen Ausführungen auch anwarf, um ein Bild zu drucken.

Die Besucher verließen nach guten 2 Stunden sichtlich beeindruckt das E-Werk und mit dem bleibenden Eindruck davon, wie man einen ehemaligen Lagerraum in einen Raum des künstlerischen Schaffens und Präsentierens verwandeln kann.