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History-Tour räumt mit Irrtümern auf

Zum 14. Mal veranstaltet der SPD-Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach in diesem Jahr die History-Tour unter der Schirmherrschaft des Historikers und Germanisten Prof. Dr. Ernst Erich Metzner. Die zweite Station fand vergangenen Mittwoch in Rüsselsheim statt.

Rund 15 Interessierte lauschten den Ausführungen von Ernst Erich Metzner und Gerold Reichenbach, als die beiden den Zuhörern das Kriegerdenkmal an der Parkschule erläuterten. „Das Denkmal wird oft als präfaschistisches Monument oder Vorbote des zweiten Weltkriegs falsch interpretiert“, ärgert sich Metzner, „ist es doch vielmehr ein Denkmal der Industrialisierung und des Gedenkens an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs“. So war es von Wilhelm und Fritz Opel gestiftet worden, da auch Ludwig Opel zu den Gefallenen zählte. Auch weise das Denkmal kein einziges nationalistisches Symbol auf - im Gegenteil: Auch jüdische Soldaten würden ohne Hinweis auf ihren Glauben in der Reihe der Gefallenen aufgezählt. „Gerade der Kontrast zwischen der Falschinterpretation als nationalistisches Denkmal einerseits und der wahren Bedeutung als Mahnmal andererseits macht das Denkmal so spannend“, erklärt Reichenbach.

Im zweiten Teil besuchte die Gruppe die neu gestaltete Dauerausstellung im Museum in der Festung. Diese zeigt die Entwicklung von Stadt und Industrie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Rund um die Entwicklung von handwerklicher Produktion und industrieller Massenfertigung wird auch der Erste Weltkrieg thematisiert, der in Rüsselsheim verheerende Folgen hatte.

Spannend war auch der Einfluss der SPD. Nachdem der Erste Weltkrieg von der Reichsregierung  als Verteidigungskrieg deklariert wurde, stimmten auch viele Abgeordnete der SPD trotz einer ursprünglichen Kriegsablehnung für eine Gewährung der Kriegskredite. „Ein Kapitel, das in der SPD gerne verschwiegen wird“, so Metzner. Infolge der Inflation stiegen die Lebenshaltungskosten dramatisch an; ein Kilogramm Butter kostete zwischenzeitlich 5.200 Milliarden Mark. 163 Rüsselsheimer fielen dem Ersten Weltkrieg zum Opfer. „Die Ausstellung ist ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung des Ersten Weltkriegs in Rüsselsheim“, so Reichenbach. Sie helfe, weit verbreitete Irrtümer zu korrigieren und ein schiefes Geschichtsbild zu begradigen.