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Gerold Reichenbach’s History Tour zur Niederungsburg Neu Wolfskehlen

Zur dritten Station der History Tour konnten SPD-Ortsvereinsvorsitzender Landtagsabgeordneter Gerald Kummer und MdB Gerold Reichenbach zahlreiche Teilnehmer am südwestlichen Ortsrand von Wolfkehlen begrüßen. Dort, wo einst die Niederungsburg „Neu-Wolfskehlen“ in einer ehemaligen Neckarschleife am heutigen Scheidgraben stand. Mit von der Partie waren auch Prof. Ernst-Erich Metzner, Schirmherr der History Tour, so wie Landrat a.D. Willi Blodt. Nach einer kurzen Einführung in das diesjährige Thema „Stock und Stein“ durch Gerold Reichenbach begrüßte Adelheid Reinhard, die Vorsitzende des Wolfskehler Heimat- und Geschichtsvereins, die Gäste und leitete zu den Referenten über.

Zahlreiche Besucher lauschten den Referenten. Links neben der Tafel stehend Jörg Lotter rechts daneben sitzend Ursula Fraikin.

Zunächst stellte Ursula Fraikin vom Heimat- und Geschichtsverein das historische Umfeld sowie die Geschichte der Herren von Wolfskehlen vor. Urkundlich nachweisbar ist als erster ein Ger(h)ardus de Wolfskehlen, der 1184 bis 1192 genannt wird und Vogt des Kloster Eberbach in Leeheim war.

Die beiden ältesten Söhne des Gerardus behielten den Stammsitz "Alt-Wolfskehlen", während zu Beginn des 13: Jhd. drei der jüngeren Söhne mit „Neu-Wolfskehlen“ gemeinschaftlich einen neuen Rittersitz erbauten, der1252 erstmals urkundlich erwähnt ist. In diesem Zeitraum hat der Ort Wolfskehlen, der ursprünglich „Biblos“ hieß, den Namen seiner Burgherrschaft als Ortsnamen übernommen. Allerdings war der Burg kein langes Leben beschieden. Sie wurde vermutlich schon 1301 im Zuge einer Fehde zwischen dem Erzstift Mainz und dem deutschen König Albrecht zerstört.

Nördlich der Burg lag die sogenannte „Hofstatt“, der dazugehörige Wirtschaftshof, der wohl weiter existierte und von dem noch heute Reste in der alten Bebauung zu erkennen sind. Durch einen urkundlichen Übertragungsfehler wurde daraus der heutige Flur- und Straßenname „In der Hochstadt“. Ursula Fraikin berichtete, dass in späterer Zeit auch ein Teil des Burghügels abgetragen und zur Verfüllung von „Moorlöchern“ zwecks Gewinnung von Ackerland genutzt wurde. Dabei erhielten die bei den Arbeiten eingesetzten Bauern das Recht, das so gewonnene Gelände von der Landesherrschaft zu kaufen.

Jörg Lotter vom archäologischen Verein „terraplana“ berichtet anschließend über die archäologischen Untersuchungen des Bugplatzes. Im Rahmen des Projekt „Niederungsburgen“ des archäologischen Vereins „terraplana“ wurden im Juli 2014 die ersten geophysikalischen Untersuchungen vorgenommen.

Dabei konnte eine quadratische Kastellanlage mit einfachem Wohnbau und einem weiteren Bau sowie eine Turm im Nordwesten lokalisiert werden. Allerdings konnten keine im Boden erhalten gebliebenen Fundamentreste mehr gefunden werden. Die Erklärung dafür ist darin zu finden, dass in späteren Zeiten wie oft üblich die Mauern und Gebäudeteile der Ruine Stück für Stück abgetragen und als Baumaterial an anderer Stelle wieder verwendet wurden. Dabei wurden mit der Zeit wohl auch die Fundamente ausgegraben und einer Wiederverwendung zugeführt. Die unscharfen Bodenstrukturen rühren von dem beim Abbruch liegen geblieben Mörtel, für den es keine Verwendung gab. Erbaut waren die Gebäude und die Umfassungsmauern in dem sumpfigen Untergrund auf einer Gründung aus Eichenpfählen und einem darüber liegenden Pfahlrost. Adelheid Reinhard berichtete, dass bei Trockenheit einer dieser im nassen Untergrund erhaltenen Pfähle auf der heutigen Wiese zum Vorschein kam und man ihn zusammen mit dem Landwirt geborgen habe.

Von den Gebäuden der vor der eigentlichen Burg gelegenen Vorburg lassen sich in den geophysikalischen Profilen allerdings keine Hinweise finden. Dies lässt sich damit erklären, dass diese wohl nur in Holz und Lehm ausgeführt waren und vergangen sind.

Abschließend gab „terraplana“ Vorstandsmitglied Brigitte Schmid anhand von Scherbenfunden und Darstellungen historischer Bekleidung einen Einblick in das Leben der damaligen Burgbewohner. Gekocht wurde mit einfachem Tongeschirr, der sogenannten grauen Ware, aus der auch ein Teil der Trinkbecher und Schüsseln bestand. Daneben gab es Schüsseln, Löffel und Becher aus Holz. Dies gilt wohl Großteiles auch für die Herren der Wolfskehler Burgen, die vielleicht noch einige Gefäße aus Metall oder gar Glasbecher besaßen.

Ausführlicher Bericht [siehe]