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History-Tour: Blick auf die Deiche

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach machte bei seiner jährlichen History Tour unter dem Motto „Blick vom Turm“ Station in der evangelischen Kirche Erfelden. Vertreter von Heimat- und Museumsverein referierten zur Vergangenheit des Gotteshauses und ermöglichten den Aufstieg auf den Kirchenturm.

„Dass Kirchtürme nicht nur genutzt werden, um Glocken aufzuhängen, wurde mir durch ein vom Bund unterstütztes Projekt in Ostasien vor Kurzem wieder in Erinnerung gerufen“, erläuterte Reichenbach zu Beginn den Hintergrund für das diesjährige Thema. „In Ostasien nutzt man zur Warnung der Bevölkerung vor Tsunamis die vorhandenen Türme von Kirchen und Moscheen.“ Früher war das auch in unserer Region üblich, erinnerte Reichenbach in diesem Zusammenhang auch an die Unterhaltspflicht der bürgerlichen Gemeinden für den Kirchturm.


Welche Strapazen die heutige Kirche in Erfelden schon hinter sich hatte, wusste der Museumsleiter Walter Glock zu berichten. „Nachdem unsere Kirche viele Jahre ihren Dienst getan hatte, wurde sie 1828 als baufällig geschlossen“, berichtete er aus den alten Aufzeichnungen. Der zuständige Großherzog entwickelte daraufhin die Pläne für eine neue Kirche, überließ die Finanzierung jedoch der bürgerlichen Gemeinde. „Da legten kurzerhand die Nachbargemeinden zusammen“, führte Glock weiter aus. Während der umfangreichen Umbauphase wurden die Gottesdienste im Haus eines Lehrers gegenüber abgehalten. Dass auch der Erfelder Kirchturm für Katastrophenwarnungen genutzt werden sollte, zeigte sich in Planungsänderung zum Umlauf auf dem Turm. „Der musste breit genug sein, damit ein Polizeidiener dort entlanglaufen konnte um die Deiche auf Hochwasser zu kontrollieren“, bestätigte der Museumsleiter damit die Einleitung von Gerold Reichenbach.

Für detailreiche geschichtliche Erläuterungen sorgte der Historiker und Schirmherr der History Tour, Professor Ernst Erich Metzner. „Dass der Kühkopf mal zu Frankreich gehörte, geht auf Caesar zurück“, wusste er zu berichten. So sei Caesar zur Erkenntnis gelangt, dass wenige große Flüsse einfacher zu verteidigen seien als viele kleine, deshalb legte er den Rhein als Grenze Galliens fest. Da sich die Franzosen als Nachfolger der Gallier sahen, machte auch Napoleon um 1800 den Rhein zur Grenze seines Reiches, der Kühkopf gehörte von dort an zu Frankreich. „Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er wieder zum Kreis Groß-Gerau“, rief Professor Metzner in Erinnerung.


Ein eigenes Bild von der Region um Erfelden konnten sich die Gäste dann auf dem Kirchturm machen. Ulf Kluck vom Heimat- und Museumsverein sorgte für einen sicheren Aufstieg und gab den Blick auf das Ried frei. „Von hier oben erkennt man die tatsächlichen Verhältnisse der Entfernungen zwischen Gemeinden“, stellte Reichenbach fest, unser Bild vom Kreis Groß-Gerau sei geprägt von modernen Straßen, die viele Wege verkürzt haben. „Der Kreis ist zusammengewachsen“, stellte Reichenbach mit Blick in alle Himmelsrichtungen fest.